Die Dissoziation bewahrt uns davor, von zu starken Gefühlen übermannt zu werden.

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Haben Dir andere Menschen vielleicht schon die Rückmeldung gegeben, dass Du häufiger wie "weggetreten" wirkst?
Hat man Dir schon einmal gesagt, dass Du wie durch einem hindurch zu schauen scheinst, dass dein Blick sich verliert, dass der andere Mensch dich gar nicht mehr erreichen kann?
Diesen Mechanismus nennt man DISSOZIATION.
Er wirkt sich in einer Beziehung wie der Abbruch des Kontaktes aus. Für den Menschen der das macht, ist es ein Schutz. . . nämlich der Versuch, eine ihm unerträglich erscheinende Situation zu verlassen.

Für Menschen die traumatisiert wurden, vor allen Dingen wenn sie schwer traumatisiert worden sind, kann jede Kontaktaufnahme zu einem anderen Menschen wie eine Bedrohung erlebt werden und deshalb verschwinden sie sozusagen aus dem Kontakt, wenn andere irgend etwas tun, das sie als stressig empfinden. Das bedeutet, Dinge, die sie als Stress erleben, sollten Sie besser unterlassen. Prüfen Sie genau, mit wem sie sich wohl und mit wem Sie sich unwohl fühlen.

Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass Du unter Gedächtnislücken leidest?
Weisst Du immer mal wieder nicht, was eigetnlich in den letzten Minuten, Stunden oder Tagen vor sich gegangen ist?
Vielleicht hast du Dir angewöhnt, das gut zu überspielen, so dass es in deiner Umgebung kaum jemand merkt.
Bist Du manchmal in seltsamen Zuständen, in denen du Dich wie erstarrt fühlst?
Oder ganz weit weg von Dir selbst? Alles ist wie im Kino und es ist, als würde der Film gar nichts mit Dir zu tun haben?

Der Verdacht auf eine dissoziative Störung oder auf dissoziatives Verhalten ist ein ziemlich sicherer Hinweis, das hier eine Traumafolgestörung vorliegt.
Nur selten hat es andere als traumatische Ursachen.

Bei frühen und lang anhaltenden wiederholten Traumatisierungen nutzen Kinder die Fähigkeit zur Dissoziation als Überlebenstrategie. Sie ist vergleichbar mit der Erstarrung oder dem "einfrieren" im Tierreich, wenn Kampf oder Flucht nicht möglich ist. Die Fähigkeit zur Dissoziation wird zur Störung, wenn sie nicht mehr kontrollierbar ist. Auslöser (Trigger) für dissoziatives Verhalten kann alles sein, was Erinnerungen an vorangegangene Traumata hervorruft. Das können ganz alltägliche Dinge sein z.B. Gerüche, Farben, Geräusche, Stimmen,
Bewegungen, Bilder oder Berührungen. Meist ist der Zusammenhang nicht bewusst, die konkrete Erinnerung kann sogar völlig fehlen.

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Die Auslöser dissoziativer Störungen liegen oft in der frühen Kindheit, weil das Kleinkind dem traumatisierenden Umfeld so ausgeliefert ist, dass eine selbstheilende seelische Reaktion nicht riskiert werden kann.
Je mehr ein Umfeld das Individuum missachtet und je abhängiger das Individuum von diesem Umfeld ist, desto eher wird seelische Krankheit der Preis seiner Zugehörigkeit sein.


Hier hab ich ein Video gefunden, dass verständlich erklärt, was Dissoziation eigentlich ist, ode wier Sie entsteht. . .


Vielfalt der Dissoziativen Störungen

Dissoziative Amnesie

Bei der dissoziativen Amnesie kommt es zu ausgestanzten Erinnerungslücken, die sich meist auf peinliche, erschütternde oder traumatisierende Ereignisse beziehen. So kann sich der Betroffene nach Unfällen, nachdem er gedemütigt oder misshandelt wurde, nachdem er Opfer einer Straftat geworden ist oder selbst etwas Verbotenes getan hat, nicht mehr an den Hergang der Ereignisse erinnern. Oder er vergisst das Ereignis überhaupt.

Fliessende Übergänge bestehen zu Erinnerungsverfälschungen. Dabei besteht zwar eine Erinnerung an das Ereignis, die erinnerten Details erscheinen jedoch ebenso stark subjektiv verzerrt, wie die Deutung des Erlebten insgesamt. Untersuchungen zeigen, dass bereits die normale Gedächtnisfunktion Inhalte keineswegs objektiv abspeichert. Je länger Erlebtes zurückliegt, desto mehr verdichtet das Gedächtnis es zu einer individuellen Version, die stark von den Versionen anderer abweichen kann. Dabei scheint Verdrängung eine große Rolle zu spielen.

 
Dissoziative Fugue

Der Betroffene einer dissoziativen Fugue bricht plötzlich aus einer alltäglichen Situation aus und macht sich auf den Weg nach sonst wohin. Er verlässt Wohnung oder Arbeitsplatz und wundert sich Stunden oder Tage später, wie er überhaupt an die Stelle kam, an der er wieder "zu sich kommt". Dabei vollzieht der Kranke von außen betrachtet ganz normale Handlungsabfolgen. Während der Reise kann sowohl die Erinnerung an seine Vergangenheit als auch an seine aktuelle Lebenssituation abgespalten sein. Im Nachhinein besteht Amnesie für den Hergang der Fugue und für die Motive, die zum Aufbruch führten.

Dissoziativer Stupor

Beim dissoziativen Stupor verfällt der Kranke in einen Zustand geistesabwesender Bewegungslosigkeit, an den er sich danach nur verschwommen erinnern kann. Während des Zustandes reagiert er kaum auf äußere Reize.

 

Dissoziative Bewegungsstörungen

Bei den dissoziativen Bewegungsstörungen kommt es zu "Lähmungen" oder vermeintlich unwillkürlichen Bewegungen einzelner Körperglieder, die sich der Kranke nicht erklären kann.

 

Dissoziative Anfälle

Dissoziative Anfälle ahmen körperlich begründete, epileptische Anfälle nach. Allerdings kommt es kaum je zu den typischen Begleiterscheinungen echter Krampfanfälle, wie Zungenbiss, Einnässen oder Einkoten. Auch Verletzung sind sehr selten.

Zu den dissoziativen Anfällen ist ebenfalls ein bestimmter Typus von Kollapsneigung zu rechnen, der heute selten geworden ist. In viktorianischen Zeiten fiel aber so manche Dame in Ohnmacht, wenn ein peinliches Thema aufkam, das mit damals noch stark tabuisierten Trieben in Verbindung stand.

 

Dissoziative Sensibilitätsstörungen

Dissoziative Sensibilitätsstörungen treten als Taubheitsgefühl oder Kribbeln in unterschiedlichen Hautarealen auf oder sie betreffen die Funktion einzelner Sinnesorgane. Es kommt zu Seh- oder Hörverlust. Der Kranke kann plötzlich nichts mehr riechen oder schmecken.


Dissoziative Identitätsstörung

Bei der Dissoziativen Identitätsstörung lebt der Kranke zu verschiedenen Zeiten verschiedene Rollen aus, ohne dass er die Eigenschaften dieser Rollen einer einzigen - nämlich widersprüchlichen - Gesamtpersönlichkeit zuordnet. Während der gesunde Mensch weiß, dass er je nach Situation und innerem Werturteil lieb oder böse, pflichtbewusst oder gleichgültig, prüde oder sinnenfroh sein kann, geht das Bewusstsein der eigenen Widersprüchlichkeit bei der dissoziativen Identitätsstörung verloren.

Die verschiedenen Teilpersönlichkeiten ordnen sich meist Namen zu, so als gäbe es tatsächlich zwölf Seelen in einer Brust. Dann ist heute die pflichtbewusste Annegret am Werk, morgen die verruchte Chantal und übermorgen die boshafte Käthe. Was allerdings meist fehlt, ist eine konstante Persönlichkeitsinstanz, die Verantwortung für die Taten der Teilpersönlichkeiten übernimmt.

 

Verwandte Störungen

Parallelen zu den dissoziativen Störungen zwei weitere Krankheitsbilder, die in der ICD-Klassifikation aber nicht dem gleichen Kapitel zugeordnet werden.

 

Depersonalisation / Derealisation

Bei der Depersonalisation kommt es zu einem Gefühl der Entfremdung gegenüber dem eigenen Körper oder der seelischen Selbstwahrnehmung. Die Betroffenen empfinden sich als Ganzes unwirklich, wie distanziert zu sich selbst, ohne dass sie einen Teilaspekt ihrer selbst als konkret verändert wahrnehmen. Eigentlich ist alles wie immer, nur dass es irgendwie merkwürdig ist. Solche Zustände können heftige Ängste hervorrufen, vor allem die Angst verrückt zu werden; die sich ihrerseits bis zur Panik steigern kann.

Bei der Derealisation bezieht sich das Empfinden von Fremdheit und Distanz auf die Außenwelt. Unterwegs in der Stadt wirken die Dinge befremdlich und unwirklich.

 

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Was die Histrionische Persönlichkeitsstörung in die Nähe der dissoziativen Störungen rückt, ist die Häufung dissoziativer Symptome, die bei hysterischen Persönlichkeiten zu beobachten ist. Dazu zählen insbesondere die sogenannten Konversionssymptome, also pseudoneurologische Phänomene, die sich auf körperlicher Ebene manifestieren: dissoziative Bewegungsstörungen, Empfindungs- und Sensibilitätsstörungen sowie dissoziative Anfälle.

 
Ursachen und Auslöser

Zwillingsstudien belegen, dass es eine angeborene Neigung gibt, mit dissoziativen Symptomen auf seelische Belastungen und ungelöste Konflikte zu reagieren. Diese genetische Anlage geht oft Hand in Hand mit Charaktermustern, die einer histrionischen Persönlichkeit zugeordnet werden können.

Dazu gehören:

  • Suggestibilität / Beeindruckbarkeit
  • eine lebhafte Phantasie
  • die Bereitschaft, sich bedenkenlos dem emotionalen Kontext einer Situation zu überlassen.

Neben einer dissoziativen Grundbereitschaft spielen als konkrete Auslöser emotionale Belastungen im Rahmen seelischer und zwischenmenschlicher Konflikte eine Rolle, vor allem wenn es der betroffenen Person nicht gelingt, im psychologischen Grundkonflikt einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Da dissoziative Störungen oft durch zwischenmenschliche Konflikte ausgelöst werden, wirken sie zuweilen demonstrativ, appellativ oder manipulativ. Es hat dann den Anschein, als solle die Symptombildung im Interesse des Kranken etwas bewirken, was dieser nicht offen anzustreben wagt.

 

Seelische Traumata

Eine besondere Rolle bei der Entstehung dissoziativer Störungen kommt unverarbeiteten Traumata zu. Unverarbeitet ist ein Trauma, wenn der Traumatisierte die Gefühle, mit denen er auf das traumatische Ereignis reagierte, nicht zu Ende erlebt hat. Ein solches Abbrechen des heilenden Erlebniszyklus kommt vor allem vor...

  • wenn der Betroffene zum Zeitpunkt der Traumatisierung entwicklungspsychologisch zuunreif war, um die entsprechenden Gefühle zu durchleben
  • wenn die soziale Abhängigkeit des Betroffenen vom Umfeld so groß war, dass ungehindertes Erleben der Gefühle unzumutbaren Gefahren ausgesetzt hätte; zum Beispiel der unmittelbaren Aggression des Umfelds oder dem Entzug zwingend notwendiger Unterstützung.

Da beide Bedingungen vor allem für Säuglinge und Kleinkinder gelten, sind es vor allem frühkindliche Traumata, die als Ursprung dissoziativ-neurotischer Entwicklungen zu vermuten sind.

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Therapie

Nach Ausschluss körperlicher Ursachen der Symptome kommt die entscheidende Rolle bei der Behandlung dissoziativer Störungen der Psychotherapie zu. Häufig befürchtet der Kranke, an einer bedrohlichen körperlichen Erkrankung zu leiden oder verrückt zu werden. Zunächst gilt es daher, ihn über die grundsätzliche Ungefährlichkeit der Störung zu informieren. Das nennt man Psychoedukation.

Bei der eigentlichen Psychotherapie werden die Auslöser der konkreten Symptombildung untersucht und die zugehörigen innerseelischen Konflikte analysiert. Tauchen dabei unverarbeitete Traumatisierungen auf, zum Beispiel Gewalterfahrungen oder sexueller Missbrauch in der Kindheit, sind diese therapeutisch so lange zu bearbeiten, bis die abgespaltenen Scham- oder Schuldgefühle in ein bejahendes Selbstbild eingebunden sind.

Selbsthilfe

Manche dissoziative Störungen gehen mit starker Angst einher. Das gilt insbesondere für die Depersonalisation und die Derealisation. Dann sind Maßnahmen zur unmittelbaren Selbsthilfe nützlich.

Reizung und Verlockung

Nicht nur die intensive Reizung der Sinnesorgane kann helfen, sondern auch die Verlockung des Angenehmen an sich. Bei der intensiven Reizung wird die Aufmerksamkeit durch die Wucht des Reizes gewissermaßen zurück ins Hier-und-Jetzt gezwungen.

Ein anderes Wirkprinzip liegt im gezielten Arrangement wohltuender Erfahrungen, die der Betroffene ohne Abspaltungsbedürfnis an sich heranlassen kann. Beim einen mögen das Berührungen sein, beim anderen Musik, Entspannungsbäder mit duftenden Essenzen und beim nächsten der achtsame Konsum seiner Lieblingsspeisen. Grundprinzip dieser Maßnahmen ist es, eine Verschmelzung des dissoziativ unterbrochenen Selbsterlebens herbeizuführen. Dazu geeignet sind Strategien, die die Aufmerksamkeit ins Hier-und-Jetzt bündeln; vor allem starke Reizung der verschiedenen Sinnesorgane.

  • Bekannt zur Reizung des Geruchssinnes sind Riechfläschchen mit Ammoniak oder starkemParfum.
  • Zur Reizung des Geschmackssinns geeignet sind Zitrone, Meerrettich, scharfer Senf, Wermuth-Tee oder Chilischoten.
  • Zur Reizung des Gehörs kommt laute Musik, Klatschen mit den Händen oder Lärm infrage .
  • Sinnvoll ist es umherzublicken, statt von Angst gebannt auf eine Stelle zu starren.
  • Besonders wirksam sind auch Schmerzreize, die man sich in geeigneter Dosierung selbstzufügen kann.

Geeignet ist ein Schmerzreiz natürlich nur dann, wenn man sich dabei keinen objektiven Schaden zufügt. Die Selbstverletzungen durch Messer, Glasscherben oder brennende Zigaretten, die sich Patienten mit Borderline-Störung oder Psychosen zufügen, mögen ebenfalls eine Art Selbsthilfe sein, um quälende Gefühlszustände zu beenden. Eine geeignete Selbsthilfe sind sie aber nicht, weil die Selbstverletzung das Selbstwertgefühl untergräbt.

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